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Historie der Lutherischen Kirche

Historie der Lutherischen Kirche

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Schon bald nach der Reformation gab es – wohl schon in den 20-er Jahren des 16.  Jahrhunderts – evangelische Christen in Radevormwald, zunächst mehr in lutherischer als in reformierter Ausprägung. Nach der Gründung der reformierten Gemeinde im Jahr 1591 mussten die Lutheraner zum Gottesdienstbesuch den weiten Weg nach Remlingrade zurücklegen. Erst 1707 wurde mit der Genehmigung des Kirchbaus die Voraussetzung für eine selbstständige lutherische Gemeinde (ca. 1.200 Glieder) geschaffen.

Das frühere Gemeindesiegel, eine Eiche mit der Inschrift „Gedrückt nicht unterdrückt“, spiegelt noch die damaligen konfessionellen Auseinandersetzungen wider.

Die 1781/82 wegen des Wachstums der Gemeinde neu erbaute, erheblich vergrößerte lutherische Kirche wurde schon im Jahre 1802 bei einem verheerenden Stadtbrand ein Opfer der Flammen, nach zwei Jahren jedoch auf den stehen gebliebenen Mauern wieder erbaut. Die Geldmittel (8.483 Taler) hatte vor allem der lutherische Pfarrer Carl Immanuel Westhoff zusammen mit dem reformierten Pfarrer Peter Termetz auf einer Kollektenreise im Jahre 1803 beschafft, die sie bis nach Holland führte, wo sie allein in Amsterdam 10.394 Gulden für den Wiederaufbau beider Kirchen zusammenbekamen.

Die heutige Kirche

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Die etwas von der üblichen Ost-West-Richtung abweichende Lage der Kirche rührt daher, dass der katholische Landesherr Kurfürst Johann Wilhelm („Jan Wellem“) 1707 die Bauerlaubnis mit der Auflage versehen hatte, die Kirche in gehöriger Entfernung von der katholischen und der evangelisch-reformierten Kirche zu errichten. So war sie unmittelbar an die Stadtmauer geraten, die damals der heutigen Hohenfuhrstraße auf ihrer Südseite folgte.

Der rechteckige Grundkörper der Kirche trägt über dem Tonnengewölbe ein schiefer-gedecktes Mansarddach, aus dem an der Westseite ein Dachreiter mit dem Glockenstuhl ragt. Er hat die Form eines Zwiebelturms, dessen oberer und unterer Teil durch die Laterne getrennt wird.

Ein vergoldeter Wetterhahn mit fast 4 m hohem Kreuz krönt die Kirchturmspitze über einer Kugel mit Dokumenten aus der Geschichte der Gemeinde. Auf dem Dach an der Ostseite befindet sich ein goldfarbener Posaunenengel – neben dem Wetterhahn eine zweite Windfahne. Die Ostseite wird von einem rechteckigen Anbau abgeschlossen, der die Sakristei umgibt. Die Längswände werden von je vier hohen, schmalen, mit Rundbogen abgeschlossenen Fenstern unterbrochen. Die Westseite enthält zwei gleiche Fenster, darüber Ovale, die Ostseite zwei sehr hoch angeordnete waagerechte Ovalfenster.

Seit 1997 sieht man auf der Südseite der Kirche eine Sonnenuhr. Der Schatten des Zeigers zeigt mitteleuropäische Zeit, seine Länge den Stand der Sonne im Tierkreis des Sternenhimmels (bzw. den Monat im Jahr).

Die Tür an dieser Kirchenseite (Stadtseite) wurde früher bei festlichen Anlässen geöffnet, z. B. wenn die Konfirmanden zur Prüfung und Einsegnung einzogen, aber auch bei Beerdigungen, die von der Kirche zum Friedhof führten.

Tritt man durch den erst 1965 angebrachten Vorbau der Westseite in die Kirche, so wird der Blick zunächst auf die links und rechts angebrachten bleigefassten Glas- und schwarzen Marmortafeln gelenkt, die an die im letzten Krieg (1939 - 45) umgekommenen mehr als 300 Gemeindeangehörigen und an die 130 Toten des Ersten Weltkriegs (1914 - 18) erinnern. Sie mahnen zum Frieden.

Nach Durchschreiten der doppelflügligen Glastür wird der Blick des Besuchers zunächst einmal von den typisch bergisch angeordneten „drei Haupt-(Prinzipal-)stücken“ Altar, Kanzel und Orgel eingenommen, die in der lutherischen Kirche „ein geschlossenes Holzbauwerk in Form eines Erkers“ bilden (H.-J. Lorenz). Alle Teile, insbesondere die Orgel tragen reichen Schmuck.

Wenn wir uns umwenden, sehen wir rings um das Eingangs-Portal weitere (hölzerne) Ehrentafeln, die an die Gefallenen der Kriegsjahre 1815, 1866 und 1870 (Sedan) erinnern. Den nachdenklich gewordenen Besucher tröstet der Gedanke, dass die jetzt Lebenden auf eine Friedensdauer zurückblicken, die unserem Land so lange wie noch nie in den letzten zwei Jahrhunderten beschert war.

Wir wenden uns wieder dem Kircheninneren zu.

Die Kirche hat keinen Mittelgang, sondern Seitengänge, sodass sich die Gemeinde in der Art eines Prozessionsumgangs unmittelbar vor Altar und Kanzel versammeln kann. Die Gemeinde nutzt diese Gänge beim Abendmahl und bei Opferumgängen, z.B. am Erntedankfest, wenn die Gaben nicht an den Ausgängen eingesammelt, sondern direkt vor dem Altar in einen Korb gelegt werden.

Links und rechts am inneren Eingang befinden sich die Treppen zu den Emporen. Früher gingen diese steil nach oben. Beim Umbau der Kirche Mitte der 60er Jahre wurden die Treppen verbreitert und Vertischungen eingefügt, sodass Auf- und Abstieg bequemer geworden sind.

Es fällt auf, dass nicht nur Mittel- und Seitenschiffe recht eng mit Bänken bestellt sind, es gibt dazu noch ringsum Emporen. An den Längsseiten sind auch diese mit Bänken versehen. An der Schmalseite unter dem Turm liegt die Chor-Empore, die bestuhlt werden kann.

Die heutige Farbgebung der Kirche ist in Verbindung mit den Änderungsarbeiten beim Einbau von Orgel- und Heizungsanlage im Jahr 1980 entstanden. Auf Anregung von Mitgliedern des Presbyteriums, Pfarrern und Verwaltung entschied sich die Gemeinde für die heutigen Farben Weiß, Grün, Grau und partielle Vergoldungen (an Details der Prinzipalwand, der Brüstung und der Kapitelle der Säulen).

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korinthisches Kapitell

Die ursprüngliche, außergewöhnliche Farbgebung in Weiß, Grau und Gold wurde damit ersetzt.

 

Bergische Predigtkirche (Prinzipalwand)

Die lutherische Kirche entspricht dem Typ der „Bergischen Predigtkirche", deren Grundriss-Proportionen nach dem goldenen Schnitt ausgerichtet sind, sodass der Prediger von allen Seiten gut zu hören und zu sehen ist (H.-J. Lorenz). Im Volksmund sprach man von der „Bergischen Dreieinigkeit" und meinte damit, dass Altar (Sakrament), Kanzel (Wort) und Orgel (Kirchenmusik) gleichwertig der Verkündigung dienen.

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Die gesamte Prinzipalwand (Altar, Kanzel und Orgel) ist mit reichem Schnitzwerk versehen und, wie die gesamte Kirche, in den stillen Farben Weiß, Grau und Grün gehalten; dazu sind partiell Vergoldungen aufgebracht. Sie steht als selbstständige Einheit in der Kirche und ist von unten durch innen liegende Treppen bis hinauf zur Orgel begehbar. In Höhe der Kanzel befindet sich ein Andachts- und Vorbereitungsraum, die Sakristei, die durch eine Tür und Fenster in dunklem Antikglas zum Kirchenraum hin abgeschirmt ist.

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